Assistive Technology (AT)

Assistive Technology (AT) umfasst alle technischen Hilfsmittel, Geräte, Softwarelösungen und Systeme, die speziell entwickelt wurden, um Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen oder Einschränkungen den Zugang zu digitalen Angeboten und Technologien zu erleichtern oder überhaupt erst zu ermöglichen. Dabei decken assistive Technologien ein breites Spektrum ab, das von einfachen, unterstützenden Geräten bis hin zu komplexen Softwarelösungen reicht, und spielen insbesondere im Kontext der digitalen Barrierefreiheit eine zentrale Rolle.

Die Nutzung assistiver Technologien ist wesentlich für eine inklusive und barrierefreie Gestaltung digitaler Inhalte. Denn nur wenn Webseiten, Online-Shops, Anwendungen und Softwarelösungen so entwickelt werden, dass sie optimal mit assistiven Technologien zusammenarbeiten, können Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt digitale Inhalte und Dienstleistungen nutzen.


Warum sind assistive Technologien wichtig?

Assistive Technologien ermöglichen vielen Menschen mit Behinderungen überhaupt erst eine eigenständige Nutzung digitaler Inhalte. Sie tragen maßgeblich dazu bei, folgende Ziele zu erreichen:

  • Eigenständigkeit und Autonomie:
    Assistive Technologien ermöglichen es Nutzer:innen mit Behinderungen, unabhängig digitale Dienste zu nutzen – ob für Information, Bildung, Kommunikation oder Unterhaltung.

  • Gleichberechtigte Teilhabe:
    Indem sie Barrieren überwinden, sichern assistive Technologien den gleichberechtigten Zugang zu digitalen Angeboten und fördern somit soziale Integration und Inklusion.

  • Erfüllung gesetzlicher Vorgaben:
    Unternehmen und Organisationen, deren digitale Angebote mit assistiven Technologien kompatibel sind, erfüllen wichtige gesetzliche Vorgaben zur Barrierefreiheit (z. B. WCAG, EAA, WZG oder BITV).


Typische Beispiele für assistive Technologien:

Assistive Technologien umfassen sowohl Hardware als auch Software. Die wichtigsten Kategorien und Beispiele im digitalen Kontext sind:

1. Screenreader:

Screenreader sind Softwareprogramme, die Bildschirmtexte und Interaktionselemente auslesen und in gesprochene Sprache oder Brailleschrift übersetzen.

  • Bekannte Screenreader: NVDA, JAWS, VoiceOver (macOS, iOS), TalkBack (Android).

2. Bildschirmvergrößerungssoftware (Screen Magnifier):

Diese Tools vergrößern Bildschirminhalte, um Menschen mit Sehbehinderungen oder eingeschränktem Sehvermögen die Nutzung zu erleichtern.

  • Beispiele: ZoomText, Windows Magnifier, macOS Zoom.

3. Spracherkennungssoftware:

Softwarelösungen, die Spracheingaben erkennen und verarbeiten. Menschen mit motorischen Behinderungen können so per Sprache den Computer oder mobile Endgeräte steuern.

  • Beispiele: Dragon NaturallySpeaking, Google Voice Typing, Apple Siri.

4. Alternative Eingabegeräte und spezielle Tastaturen:

Spezielle Eingabegeräte ermöglichen Menschen mit eingeschränkter Motorik, digitalen Zugang zu erhalten, etwa durch Joysticks, Tastenfeldanpassungen oder Fußpedale.

5. Augensteuerungssysteme (Eye-Tracking-Systeme):

Eye-Tracking-Geräte erfassen Augenbewegungen, um digitale Inhalte und Geräte allein durch Blicksteuerung zu bedienen – ideal für Menschen mit schwerwiegenden motorischen Einschränkungen.


Barrierefreie Webgestaltung und Assistive Technology:

Damit assistive Technologien optimal funktionieren können, müssen Websites und digitale Anwendungen bestimmte Standards und Richtlinien erfüllen:

  • Semantisches HTML:
    Durch korrekten und semantisch sinnvollen HTML-Code können Screenreader Inhalte logisch erfassen und strukturieren.

  • ARIA-Attribute:
    Accessible Rich Internet Applications (ARIA) erweitern HTML um zusätzliche Informationen, die assistive Technologien unterstützen, interaktive Inhalte besser zu interpretieren.

  • Klare Navigation und Tastaturzugänglichkeit:
    Digitale Inhalte müssen auch vollständig per Tastatur bedienbar sein, um Nutzer:innen assistiver Technologien wie Spracherkennung oder alternativen Eingabegeräten eine einwandfreie Nutzung zu ermöglichen.

  • Alternativtexte und Transkripte:
    Alternative Beschreibungen für visuelle und auditive Inhalte (z. B. Videos, Grafiken, Audiodateien) ermöglichen die barrierefreie Nutzung für alle Nutzergruppen.


Herausforderungen beim Einsatz assistiver Technologien:

Obwohl assistive Technologien mittlerweile gut etabliert sind, gibt es in der Praxis häufig folgende Herausforderungen:

  • Kompatibilitätsprobleme:
    Nicht alle digitalen Angebote sind von Beginn an mit assistiven Technologien kompatibel, was zu einer eingeschränkten oder unmöglichen Nutzung führen kann.

  • Mangelndes Bewusstsein:
    Viele Entwicklerinnen und Designerinnen sind noch nicht ausreichend vertraut mit den Anforderungen assistiver Technologien und deren Nutzungsszenarien.

  • Unzureichende Tests und Qualitätskontrollen:
    Häufig fehlen umfangreiche Tests digitaler Inhalte mit gängigen assistiven Technologien, was potenzielle Barrieren unentdeckt bleiben lässt.


Empfehlungen zur Optimierung digitaler Angebote für assistive Technologien:

Unternehmen und Entwickler:innen sollten folgende Empfehlungen berücksichtigen, um eine optimale Zusammenarbeit mit assistiven Technologien sicherzustellen:

  • Regelmäßige Accessibility-Audits:
    Einsatz automatisierter und manueller Tests mit assistiven Technologien wie Screenreader, Tastaturnavigation und Spracherkennung.

  • Schulungen und Bewusstseinsbildung:
    Durchführung von Workshops, um Entwicklerinnen, Designerinnen und Redakteur:innen für die Bedürfnisse der Nutzer assistiver Technologien zu sensibilisieren.

  • Integration von Nutzerfeedback:
    Direkter Dialog mit Menschen, die assistive Technologien nutzen, um wertvolles Feedback für die Optimierung digitaler Angebote zu erhalten.


Fazit:

Assistive Technology bildet eine essenzielle Grundlage für digitale Barrierefreiheit und Inklusion. Durch gezielte Berücksichtigung dieser Technologien bei der Entwicklung digitaler Angebote profitieren Unternehmen nicht nur von einer größeren Zielgruppe und der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen, sondern leisten auch einen wertvollen Beitrag für eine inklusive digitale Gesellschaft.

Ein fundiertes Verständnis assistiver Technologien ist daher nicht nur aus ethischen und sozialen Gründen unverzichtbar, sondern auch ein wichtiger Erfolgsfaktor für zukunftsorientierte und nachhaltige digitale Angebote.

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